Ist Dein Beruf Deine Berufung?
Und MUSS Dein Beruf überhaupt Deine Berufung sein?
Ab und zu, finde ich, ist es an der Zeit, dass wir uns mal wieder ein wenig erden, was unsere Jobs in der Hundebranche angeht. Gerade Hundeunternehmer:innen neigen dazu, von ihrem Job wahnsinnig viel zu erwarten, was das Thema Selbstverwirklichung, persönliche Erfüllung und Glück angeht.
Oder anders gesagt: Es scheint manchmal wie ein Wettbewerb, wer denn glücklicher mit seinem Job in der Hundebranche ist, weil er jetzt ja endlich seinen Traumjob, sprich: seine Berufung, lebt.
Das sehe ich völlig anders. Ich verstehe, dass am Anfang, zum Start der Selbständigkeit, ein solches Gefühl da sein kann. Und dann ist es umso erschreckender, wenn dieses Gefühl nicht bleibt.
Deshalb möchte ich Dir sagen: Es ist völlig normal, dass sich Dein Job in der Hundebranche nicht dauerhaft wie eine Berufung anfühlt.
Er KANN sich auch langfristig so anfühlen, aber das ist ganz klar eher die Ausnahme. Normal ist es, dass sich Dein Beruf wie ein… nun ja, wie ein Beruf anfühlt.
Deshalb hab ich fünf kleine Audio-Dateien aufgenommen, mit dem Titel
“Jetzt halten wir mal alle schön den Ball flach, was unseren Beruf angeht.”
- „Du musst für Deinen Job brennen.“
- „Du musst im Job Deine Berufung leben.“
- „Du musst etwas von Bedeutung in dieser Welt hinterlassen.“
- „Lebe Deine Leidenschaft und Du musst nie wieder arbeiten.“
- „Dein Job muss Dich glücklich machen.“
Das sind typische Sätze, die mit dieser Haltung “Mein Beruf ist meine Berufung” einhergehen.
Was machen diese Sätze mit Dir?
Diese Sätze werden in schöner Regelmäßigkeit immer wieder in den Sozialen Medien breit getreten, wenn es darum geht, seinen Traumjob zu leben.
Und sie hinterlassen die Botschaft: Wenn das bei Dir nicht so ist, stimmt ‘was mit Dir nicht.
Ich würde es gerne umdrehen:
Wenn Du jeden Tag wie frisch verliebt für Deinen Job brennst, über Monate und Jahre hinweg, DANN stimmt sehr wahrscheinlich etwas mit Dir nicht. Denn das ist rein physiologisch unmöglich. Und auch einfach komplett unrealistisch.
Ähnlich verhält es sich mit den anderen (Bullshit-)Sätzen.
Und damit Du Dir nicht unnötigen Druck machst, der völlig aus der Luft gegriffen ist, habe ich Dir die fünfteilige Mini-Reihe „Beruf und Berufung“ aufgenommen, in der ich auf jeden dieser Sätze eingehe.
Falls Du die wichtigsten Gedanken lieber als Text lesen, anstatt als Audio hören möchtest, findest Du hier das Wichtigste zusammengefasst.
Hier findest Du Teil 1 und Teil 2 der Reihe – die anderen Teile folgen am Montag:
Teil 1: „Du musst für Deinen Job brennen.“
Teil 2: „Du musst im Job Deine Berufung leben.“
Teil 3: „Du musst nichts hinterlassen.“
Teil 4: „Dieser Satz ist völliger Quatsch: Tue, was Du liebst, und Du musst nie wieder arbeiten.“
Teil 5: „Dein Job muss Dich nicht glücklich machen.“
Hier findest Du die wichtigsten Gedanken zu jeder Audio zusammengefasst:
🌟 „Du musst für Deinen Job brennen.“ 🌟
Für Deinen Job zu brennen bedeutet, andauernd im Ausnahmezustand zu leben – andauernd voller Freude und Euphorie zu sein. Und darauf sind wir körperlich gar nicht ausgerichtet. Es ist einfach völlig unrealistisch, dass wir JEDEN Morgen voller Freude und Energie aus dem Bett springen.
Wenn Du zu oft oder zu “andauernd” brennst und zu viel Energie für Deinen Job verbrauchst, brennst Du aus. Das passiert, wenn Du zu lange und zu intensiv für Deinen Beruf lebst und zu viel Leidenschaft reinsteckst.
Also nein, Du musst für Deinen Job nicht brennen. Es ist nichts falsch mit Dir, wenn das nicht so ist.
Es reicht vollkommen aus, wenn sich Deine Arbeit stimmig für Dich anfühlt. Wenn Du eine ruhige, wohlige Freude spürst (wie es in jeder langfristigen Beziehung realistisch ist). Dann kannst Du ganz sicher sein, dass Du im richtigen Job bist.
Mit Spitzen á la „Heute habe ich mal keinen Bock“ und á la „Verdammt, ist das geil, was ich hier mache!“
ALLES IST DABEI.
Nur ein dauerhaftes Brennen (hoffentlich / bitte) nicht. 💝🌻
🌟 „Du musst im Job Deine Berufung leben.“ 🌟
Oder auch: Nur der ist wahrlich glücklich, der seine Berufung als Beruf lebt.
Was für ein Anspruch!
Und wieso eigentlich?
Bloß, weil die Worte „Beruf“ und „Berufung“ (offensichtlich) denselben Wortstamm haben?
Das ist wahrscheinlich der Ursprung dieses Trugschlusses.
Denn es KANN möglich sein, dass Du in Deinem Job als Hundeunternehmer:in tatsächlich Deine Berufung lebst. Wenn das so ist, ist meine volle Freude mit Dir!
Und die allermeisten Menschen leben in ihrem Job nicht ihre Berufung. Und das ist völlig in Ordnung so.
Ich gehöre übrigens auch dazu. Ich höre oft „Du lebst ja echt Deine Berufung!“
Nein, tue ich nicht.
Ich weiß nämlich bisher gar nicht, was meine Berufung ist.
Ich habe eine Ahnung, ich sehe Puzzleteile, aber ich kann nicht sagen „Dazu bin ich berufen.“ Vielleicht weiß ich das irgendwann, vielleicht auch nicht.
Nur weil
🌿ich in meinem Job meine Talente perfekt einsetzen kann,
🌿mir mein Job meistens sehr viel Spaß macht
🌿ich richtig gut bin in dem, was ich tue
🌿dieser Job der beste ist, den ich mir (im Moment) vorstellen kann,
heißt das noch lange nicht, dass er meine Berufung ist.
Du kannst Deinen Job supertoll finden und richtig gerne machen, ohne den Anspruch haben zu müssen, dass Du im Job Deine Berufung lebst.
Das geht auch ohne, kann ich Dir sagen.
Ziemlich gut sogar. 😉✨🎊
🌟 „Du musst etwas von Bedeutung in dieser Welt hinterlassen.“ 🌟
Ach ja…. Echt?
Was sagt denn dann die Busfahrerin zu ihrem Job?
Der Kassierer im Supermarkt?
Der Mechaniker in der KFZ-Werkstatt?
Die Friseurin?
Der Konditor?
Die Optikerin?
Hinterlassen die in ihrem Job etwas Dauerhaftes in dieser Welt, von dem die Nachwelt profitiert?
Wenn das eine Voraussetzung dafür ist, dass ein Job sinnvoll ist, müssten ja 99% der Menschen den ganzen Tag weinend und sinn-befreit durch die Welt rennen, weil sie nichts für die Nachwelt hinterlassen.
Bürde Dir bitte nicht auf, dass Dein Job nur von Bedeutung ist, wenn Du etwas Dauerhaftes (was Dich selbst überdauert) in dieser Welt hinterlässt. Du bringts etwas Gutes in diese Welt:
🌾Erleichterung für Mensch und Hund
🌾Mehr Lebensfreude
🌾Entspannung
🌾Gelassenheit
🌾Selbstvertrauen
🌾Eine gute (Aus)Zeit
Und durch all das veränderst Du sehr sogar tatsächlich das Leben der Zwei- und Vierbeiner. Auf jeden Fall in diesem Moment, in dem Ihr zusammen seid, und in der nahen Zukunft. Genau wie der Kassierer im Supermarkt, der Dich von Herzen ehrlich anlächelt und damit Dein Fühlen, Deine Wahrnehmung der Welt beeinflusst.
Ob das in 30 Jahren noch jemand weiß, ist dabei total irrelevant.
Du hinterlässt JETZT Bedeutung in dieser Welt.
Weil das, was Du tust, positive Veränderung bringt.
💖 Und das ist gut und genau richtig so. 💖
„Tue, was Du liebst, und Du musst nie wieder arbeiten.“
Ein Satz, der lediglich in den ersten Sekunden Sinn macht.
Und bei näherem Hinschauen als völliger Blödsinn bezeichnet werden muss.
Die Selbständigkeit besteht aus einer Vielzahl an sehr bunten Aufgaben.
🌿 Manche brauchen kreatives, verrücktes Vorgehen, manche Struktur und analytisches Nachdenken.
🌿 Manche brauchen Detailgenauigkeit, manche den strategischen, weiten Blick fürs große Ganze.
🌿 Manche Aufgaben bringen viel und engen Kontakt zu anderen Menschen mit sich, andere Aufgaben erfordern, dass sie alleine und in Ruhe umgesetzt werden.
Nur das eierlegende Wollmilchschweinchen würde ALLE diese Aufgaben, die völlig unterschiedliche Fähigkeiten und Vorlieben benötigen, gleichermaßen gut finden.
Es ist völlig normal, dass Du in Deiner Arbeit manche Aufgaben supergerne machst und andere nicht so gerne. Letzte gehören halt einfach dazu, damit der Laden läuft.
Und diese Aufgaben fühlen sich eben nicht so an, als würde man auf glitzernden Wattewölkchen laufen. Nein, die fühlen sich nach Arbeit an. Und das ist völlig okay so und hat rein gar nichts damit zu tun, dass Du nicht in Deinem richtigen (Traum)Job wärst.
Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun:
Du kannst tun, was Du liebst.
Und wenn Du Dich damit selbständig machst, werden Dir mit größter Sicherheit Aufgaben über den Weg laufen, die nerven und bei denen Du froh bist, wenn sie erledigt sind.
🌟 Arbeiten gehört zum Traumjob dazu. 🌟
Und das ist völlig fein so.
Lass Dich also nicht verückt machen, wenn Dir dieser Satz über den Weg läuft – der ist schlichtweg Blödsinn.
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Zwei kleine Randnotizen:
Diese Audioreihe habe ich vor mehreren Jahren aufgenommen. Und zwei Dinge treffen inzwischen nicht mehr zu:
1) Schmunzelnd habe ich mir selbst zugehört, wie ich von meinem „völlig chaotischen Büro“ rede. An dieses Büro kann ich mich extrem gut erinnern. Es hat meinen inneren Zustand gespiegelt, der damals noch sehr chaotisch war. Inzwischen ist mein Büro tatsächlich immer (ja, immer) aufgeräumt. Weil ich es liebe, wenn es ordentlich ist, und ich mich inzwischen nur noch so pudelwohl fühle.
So schön, diese eigene Entwicklung zu sehen. 🥰
2) Ich spreche davon, dass wir Hundeunternehmer:innen meist alleine arbeiten oder EVENTUELL eine Assistentin haben und ein paar Trainer. Das sehe ich inzwischen auch anders. Ich sehe sehr viele Trainer:innen, die sich ein Unternehmen aufbauen, in dem sie glänzen können – indem sie ungeliebte Aufgaben an Mitarbeiter:innen abgeben. Das MUSS nicht jedermanns Weg sein: Manche arbeiten auch sehr gerne und bewusst langfristig alleine. Ich glaube jedoch, dass der Weg zu wahrer Freiheit als Dienstleister:in ganz klar darüber führt, dass Mitarbeiter:innen Arbeit abnehmen. Und das wünsche ich auch jeder einzelnen von Euch. 💝
💔 „Dein Job muss Dich nicht glücklich machen.“
Viele glauben, ihr Job müsse sie glücklich machen.
Das ist dasselbe als würdest Du
🍃 von Deinem Partner, Deiner Partnerin,
🍃 Deinem Hund
🍃 dem Urlaub
🍃 dem Wetter
🍃 der Politik
verlangen, dass er/sie/es Dich glücklich macht.
Glück kommt nicht von Außen.
Im Außen siehst Du lediglich gespiegelt, was in Dir los ist.
SELBSTVERSTÄNDLICH ist es extrem gut und wichtig, hinzuschauen, wenn Du Dich mit Deinem Job nicht wohlfühlst. Ein Job (oder Teile davon) trägt natürlich zu Deinem Wohlbefinden oder zu Deinem Unwohlsein bei und Du solltest handeln, wenn es Dir mit etwas nicht gut geht.
Deshalb arbeiten wir im Club ja auch immer daran, dass Du Dir 🌟 das Unternehmen aufbaust, das Dich glücklich macht 🌟: Nicht Du richtest Dich nach Deinem Unternehmen, um ihm gerecht zu werden, sondern das Unternehmen nach Dir.
Du gestaltest es.
Du legst die Regeln fest.
Du entscheidest.
Gleichzeitig kann Deine Selbständigkeit nicht grundlegende Themen lösen, die Du in Dir trägst, und Dich „glücklich machen“, wenn Du sonst in Deinem Leben unglücklich bist.
Das ist und bleibt Deine Aufgabe.
Diese Aufgabe beginnt damit, dass Du weißt, was Du brauchst, um glücklich zu sein.
Wenn Du das weißt, kannst Du bewusste und intelligente Entscheidungen für Dein Unternehmen treffen, die Dich noch glücklicher und zufriedener machen.
Nicht mehr und nicht weniger.
Dein Job ist einer von vielen Wegen, Dich und Dein Inneres auszudrücken.
🌻 Wenn Du in Deinem Innern unglücklich bist, wird Dein Beruf das nicht lösen.
🌻 Wenn Du in Deinem Innern glücklich bist, ist Dein Job eine Möglichkeit, dieses Gefühl in die Welt zu bringen. 💝
Nicht Dein Beruf ist es, der Dich glücklich macht (wenn Du eigentlich unglücklich bist).
Sondern 🌟 Du bist es, die für ihr Glück sorgt und dies durch ihren Job in die Welt bringen kann.🌟