Bist Du auch jemand, der sich eine Entscheidung gerne mal schwer macht?
Mir fällt es tatsächlich ja schon schwer, im Restaurant ein Gericht auszusuchen. Aus einem einfachen Grund, der mir beim Thema Essen sehr bewusst wird: Wenn ich mich für das eine Gericht entscheide, bekomme ich die anderen nicht. Verdammt.
Die Entscheidung für etwas ist immer auch eine Entscheidung gegen etwas anderes.
Irgendwann entscheide ich mich dann doch immer. Denn was wäre die Alternative – ewig in der Unentschiedenheit zu verharren? Ich würde gar nichts zu essen bekommen. Und sehr wahrscheinlich würde niemand mehr mit mir essen gehen wollen. Beides möchte ich nicht. 😉
Warum es uns so schwer fällt, uns zu entscheiden
Einen Grund habe ich eben schon genannt, beim Auswählen des Essens im Restaurant. Hier eine Zusammenfassung, warum es uns bisweilen so schwer fällt, uns zu entscheiden:
- Entscheidungen sind immer mit Verlust
Wenn ich mich für das eine entscheide, werde ich das andere nicht (mehr) haben.
- Entscheidungen beinhalten oft einen Schritt ins Ungewisse.
Sobald ich mich für etwas Neues entscheide, weiß ich nicht wie es genau sein oder sich anfühlen wird.
- Entscheiden bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.
Und zwar für das eigene Leben. Das kann sich manchmal ganz schön unbequem anfühlen. „Einfacher“ kann es da scheinen, einfach abzuwarten und etwas auf sich zukommen zu lassen anstatt aktiv die Weichen zu stellen.
- Entscheidungen zeigen wie fremd- oder selbstbestimmt ich bin.
Ein Mensch, der sich mit vielen anderen Menschen verbunden fühlt, fällt ggf. schwerer Entscheidungen, da diese Menschen von seinen Entscheidungen betroffen sein können. Der Drang, es anderen recht machen zu wollen, kann in diesem Fall die Entscheidung erschweren.
- Entscheiden fällt schwer, wenn es zu viel Auswahl
Und man ist in der Regel danach unzufriedener mit der Wahl als man es bei einer kleinen Auswahl gewesen wäre. Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, nicht genug Informationen gehabt zu haben, um „richtig“ zu entscheiden, oder zu viel zu verpassen.
- Wir wollen perfekte Entscheidungen treffen.
Viele Menschen haben Angst vor Fehlentscheidungen. Es kann sich für sie wie Versagen oder Scheitern anfühlen. Und wer möchte das schon?
- Es ist ein Teufelskreis: Je länger oder öfter wir uns nicht entscheiden, desto weniger Entscheidungskompetenz schreiben wir uns selbst zu.
Sich dauerhaft oder sehr oft nicht zu entscheiden oder regelmäßig einen „faulen“ Kompromiss einzugehen, macht etwas mit unserem Selbstwertgefühl und unserem Selbstvertrauen. Wir vertrauen uns im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr selbst, eine gute Entscheidung zu treffen und werden (immer) unsicher(er).
Nachvollziehbar und sehr menschlich, die Hürden, die uns das Entscheiden schwer machen, oder? Zusätzlich werden diese Hürden von einigen einschränkenden Glaubenssätzen und Begleiterscheinungen unterstützt, die das Ganze nicht einfacher machen. Diese setze ich im Folgendem einmal ins rechte Licht – damit Du einen guten Rahmen hast, in dem Du zukünftig Entscheidungen treffen kannst.
1. Triff wichtige Entscheidungen nur in einem guten Zustand.
Damit ist nicht Euphorie gemeint (denn die fördert durchaus recht unüberlegte Entscheidungen). Sondern dieses Gefühl, mit geradem Rücken, gesundem Selbstvertrauen und Selbstwert und offenem sowie zuversichtlichen Blick in die Welt zu schauen. Und nicht mit gesenkten Schultern, dem Blick auf dem Boden und einer inneren Mutlosigkeit. In einem solchen, schlechten Zustand, wirst Du Dich mit größter Wahrscheinlichkeit für die sichere Variante „wir lassen alles so, wie es ist“ oder „die Variante mit dem geringsten Risiko/Aufwand“ entscheiden. Schlichtweg, weil Deine Kraftreserven gar keine andere Entscheidung zulassen. Und Du Dir keinen guten Ausgang der neuen, risikoreicheren Variante vorstellen kannst.
In einem guten Zustand können wir rational denken und haben Kontakt zu unseren Gefühlen. Wir wissen, was wir können und was nicht. Wir sind in der Lage, in Lösungen zu denken (während wir im schlechten Zustand den Fokus auf die Probleme haben). Das Dumme ist, dass wir gerade in schlechten Zuständen irgendwie den Drang verspüren, offene Entscheidungen unbedingt genau jetzt zu lösen! Funktioniert aber nicht. Das zieht Dich nur noch weiter herunter, garantiert.
Zwinge Dich also nicht, Entscheidungen zu treffen, wenn es Dir nicht gut geht. Sorge erst dafür, dass Du Dich gut fühlst – das ist Deine einzige Aufgabe, wenn Du in einem schlechten Zustand bist. Dann erst wendest Du Dich Deiner Entscheidung zu. Auf den Punkt gebracht:
Stelle Dir keine Sinnfragen, wenn es Dir nicht gut geht.
2. Sammle die Informationen, die es zu Deiner Entscheidung gibt.
Wenn Du überlegst, Dich selbständig zu machen, solltest Du wissen, ob Dein Geschäftsmodell funktionieren kann. Rechne durch, ob Du mit dem, was Du anbieten möchtest genug verdienst. Vor einigen Wochen wurde einer Kundin in einer Einzelberatung bewusst, dass das, was sie sich für ihre Selbständigkeit überlegt hatte, nicht funktionieren wird. Wir haben einen beispielhaften Wochen- und Monatsumsatz durchgerechnet anhand dessen, was sie gerne anbieten wollte. Der Umsatz lag weit unter dem, was sie zum Leben braucht geschweige denn gerne hätte.
Die Informationen, die es zu Deiner Entscheidung gibt, solltest Du einholen. Im Falle der Selbständigkeit: Sprich mit Menschen aus der Branche, die Erfahrung haben, ob es funktionieren kann und was Du beachten solltest. Sprich mit potenziellen Kunden über ihre Wünsche, Bedürfnisse und Deine Ideen. Mache Praktika, um ein Gefühl für den Alltag eines Selbständigen zu bekommen. Gehe zu Netzwerktreffen von Gründern und Selbständigen um zu erleben, ob Du zu dieser Welt gehören möchtest. Und um zu erfahren, was die Selbständigkeit alles so mit sich bringt.
3. Mache Dir klar, dass Du niemals alle Informationen haben wirst, die Du gerne haben möchtest.
Ob Dein Geschäftsmodel funktionieren KANN, kannst Du recht gut herausfinden (siehe Punkt 2). Ob es funktionieren WIRD, kann Dir keiner vorhersagen. Der Markt und das Verhalten der Kunden sind nicht vorhersagbar.
„Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen zu treffen
als immer nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen,
die es niemals geben wird.“
Charles de Gaulle
Jede (weitreichende) Entscheidung ist mit Unsicherheit behaftet. Und gerade bei schweren Entscheidungen haben wir das Gefühl, jede Menge Informationen sammeln zu müssen, um irgendwann an einen Punkt zu gelangen, an dem es uns wie Schuppen von den Augen fällt: „Ah! Option B ist das Richtige für mich! Jetzt weiß ich es!“ Das wird nicht passieren. Es gibt nicht DIE EINE Info, durch die auf einmal alles klar wird.
Ratgeberbücher, Pro- und Contra-Listen und Grübeln werden Dich niemals zu einem wirklich befriedigenden Ergebnis führen. Denn es gibt für beide Varianten immer gute Argumente, die Dir wichtig sind und sich richtig anfühlen. Zahllose Experimente zeigen, dass zu intensives Sammeln von Informationen die Qualität der Entscheidung beeinträchtigt anstatt sie zu verbessern. Hör auf, die absolut richtige Entscheidung von Dir zu erwarten. Du wirst ohnehin nur durch Ausprobieren herausfinden, ob die Entscheidung richtig für Dich war.
Also: Bitte nicht blauäugig sein und die verfügbaren Informationen einholen.
Und dann heißt es: Das Bauchgefühl fragen.
Eine perfekte Lösung gibt es nicht. Wenn es sie gäbe, hättest Du Dich schließlich schon entschieden, richtig?
4. Dich nicht zu entscheiden, ist eine Entscheidung.
Indem Du nicht entscheidest, hast Du eine Entscheidung getroffen. Und zwar die schlechteste, die Du treffen kannst. Nicht nur, dass alles so bleibt, wie es ist. Sondern auch, dass Du diese Situation, das Lebenskonzept, in dem Du Dich gerade befindest, nicht aus vollem Herzen lebst. Alles, was Du tust, machst Du mit angezogener Handbremse. Denn schließlich bist Du ja gerade auf dem Standstreifen und überlegt, ob Du weiterfährst oder eine Ausfahrt nimmst. Und wenn ja, welche Ausfahrt. Du stehst da also auf dem Standstreifen rum und die anderen fahren an Dir vorbei. Ein paar fahren ab, andere nicht. Und Du? Stehst da so rum und verharrst. Das ist die schlechteste Variante, die es gibt. Wenn Du Dich beispielsweise dafür entscheidest, alles so zu lassen, wir es ist, dann kannst Du hinter diesem Leben mit voller Überzeugung stehen, all das Positive genießen und das Negative mit einem Lächeln akzeptieren und Dich damit versöhnen. Ohne Entscheidung lebst Du dieses Leben auch – allerdings mit dem schlechten Gefühl, nicht selbstbestimmt zu sein, nicht dahinter zu stehen und mit dem „was wäre wenn“ zu hadern.
5. Manche Entscheidungen brauchen die richtige Zeit.
Manchmal ist es nicht die richtige Zeit, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Zwar gibt es Stimmen in Dir, die nach dieser Entscheidung verlangen. Und dennoch bist Du vielleicht noch nicht so weit, dieses Thema jetzt zu entscheiden. Du brauchst noch etwas – sei es Informationen, Erfahrungen, Gespräche, Zeit. Deine Gefühle und Deine Seele sind langsamer als der Verstand. Im Infos-Sammeln sind wir ganz groß. Diese dann zu verarbeiten, ein Gefühl dazu zu haben und dieses zu verdauen, braucht schlichtweg seine Zeit.
Nimm Dir das, was Du brauchst. Vertraue auf Dein Bauchgefühl, das ganz genau weiß, wann der Zeitpunkt gekommen ist, die Entscheidung zu treffen. Egal, was andere drumherum sagen.
6. Entscheide Dich. Nicht-Entscheiden kostet Kraft.
Auch wenn Du Dir die Zeit nehmen sollst, die Du brauchst – dieser Prozess muss sich immer noch „irgendwie“ gut anfühlen. Wenn Dich die Gedanken um eine Entscheidung anfangen zu zermürben, wird es Zeit: Entscheide Dich!
Dich immer wieder mit den gleichen Fragen, Argumenten und Gesprächen zu einer Entscheidung auseinanderzusetzen, kostet Kraft. Du bewegst Dich im Kreis, kommst nicht voran, investierst Energie, Zeit und Nerven in etwas, dass Dich keinen Zentimeter vom Fleck bringt. Diese fehlinvestierte Energie raubt Dir nicht nur Lebensfreude. Du könntest sie stattdessen so wunderbar in den Weg investieren, für den Du Dich entschieden hast. 😉
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Nun kannst Du Dir Zeit nehmen, diese Leitlinien zum Entscheidungen treffen einmal für Dich zu hinterfragen:
- Wie wichtig ist die jeweilige Aussage für mich?
Dafür kannst Du eine Skala von 1 – gar nicht wichtig bis 10 – sehr wichtig nutzen.
- Warum ist Dir diese Aussage so wichtig oder so unwichtig?
- Was ziehst Du daraus für Deine momentane Situation?
Wenn Du magst, kannst Du an diesem für Selbständige so wichtige Thema dranbleiben und noch intensiver eintauchen. Und zwar hier:
Club-Info
Im Hundeunternehmer-Club lautet unser Thema im März: “Leichter Entscheidungen treffen anstatt ewig lang zu grübeln oder die Entscheidung vor sich her zu schieben.”
Was wir im Club machen? Jeden Monat widmen wir uns einem Thema, das Dich in Deiner Selbständigkeit voranbringt und Dir hilft, zufrieden von Deinem Traumjob zu leben. Auch diesen Monat gibt es zum Thema “Entscheidungen treffen” mehrere gut verdauliche Input-Häppchen, regelmäßige Aufgaben/Reflexionsfragen inklusive Austausch dazu in unserer Facebook-Gruppe und ein Live-Webinar am 25. März, das Dir danach als Aufzeichnung zur Verfügung steht.
Magst Du das mal ausprobieren? Super! Du kannst jederzeit in den Club einsteigen, auch für nur einen Monat zum Ausprobieren. Wenn Du dabei sein möchtest, klick einfach auf den Button und scroll ganz nach unten:
Ich bin dabei!
Hallo Tina,
ein sehr guter Artikel! 🙂 Besonders wichtig ist der letzte Tipp: Nicht-Entscheiden kostet Kraft! Auch wenn das nur unbewusst ist – wenn noch Entscheidungen anstehen, gehen wir nur mit halber Kraft vorwärts.
Lieber Gruß
Marit