Ihr wisst, dass ich ein leidenschaftlicher Verfechter davon bin, dass jeder seine Träume leben und von seinem Traumjob leben soll. Und wenn man in seinem Traumjob arbeitet, ist man doch glücklich, gell? Gut, von Bürokram und Steuerthemen abgesehen. Aber das beiseitegelassen, müssten wir doch jeden Tag genießen. Oder?
Naja, nun bleiben wir mal auf dem Teppich. Es ist etwas Anderes, sich mit Hunden und deren Menschen rein als Hobby zu beschäftigen. Sobald dies der Broterwerb wird, kann da schon manchmal ein „Gschmäckle“ aufkommen. Wikipedia sagt:
“Ein Hobby, auch Freizeitbeschäftigung oder Steckenpferd genannt, ist eine Tätigkeit, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt und die dem eigenen Lustgewinn oder der Entspannung dient. Ein Hobby ist kein Beruf und repräsentiert für den Ausübenden einen Teil seiner Identität. […] Ein wichtiges Kriterium für die Unterscheidung, was als Hobby oder als Arbeit gilt, ist häufig, aber nicht notgedrungen, ob es als Quelle für den Lebensunterhalt dient.“
Genau das ist der Punkt: Auf einmal ist es gar nicht mehr so toll, bei Wind und Wetter 5 Stunden am Stück draußen zu verbringen. Sich mit Kunden zu beschäftigen, die Dinge nicht so schnell umsetzen können, wie man das gerne hätte, einen anderen Humor haben oder am liebsten die ganze Zeit (oft überflüssige) Anekdoten ihres Schnuffischnäuzchens erzählen möchten. Es geht nun mal ganz unverschnörkelt und unromantisch auch ums Geld verdienen.
Am Montag beispielsweise hatte ich tagsüber vier telefonische Hundeunternehmer-Beratungstermine. Um 17.00 Uhr startete mein Longieren-Fortgeschrittenen-Kurs, zu dem ich 35 Minuten mit dem Auto hinfahre. Um 18.20 habe ich mich dann in mein Auto gesetzt und bin 25 Minuten zum anderen Hundeplatz (dort gibt es Licht) gefahren, um dort von 19.00 bis 20.30 den Grundkurs im Longieren zu geben. Mir war kalt, ich hatte ungefähr 42.000 Worte an diesem Tag gesprochen, hatte Hunger und Durst und auf eine Toilette, die nicht in Sicht wahr, musste ich auch. Den Grundkurs hätte es an diesem Tag wirklich nicht noch auf meiner Agenda geben müssen. Und auch wenn mir das Training generell einen Riesen-Spaß macht, schoss mir da durch den Kopf: „Naja. Manchmal… Manchmal ist es halt einfach nur ein Job.“
Vielen Hundetrainern ist es beispielsweise eher lästig, Welpenkurse zu geben. Besitzer voller Serotonin mit einem eingeschränkten Wortschatz á la „süß – guck mal – oh nein“ sind halt auch manchmal anstrengend. Nun sind Welpenkurse jedoch immens wichtig zum Aufbau eines langfristigen Kundenstamms. Das heißt nicht, dass JEDER Hundetrainer Welpenkurse anbieten soll. Aber wenn Ihr Euch generell damit wohl fühlt und der einzige Hinderungsgrund ist, dass es keinen Riesen-Spaß macht, sondern nur okay ist – dann, dann solltet Ihr es anbieten. Denn manchmal ist auch der Traumjob Hundetrainer einfach nur ein Job.
Zu dem man sich beizeiten aufraffen muss, obwohl man sich lieber aufs Sofa legen würde. Das ist okay und hat rein gar nichts damit zu tun, dass Euer Traumjob nicht mehr Euer Traumjob ist. Nur – er besteht aus zwei Teilen: Traum und Job. Manchmal ist es ein Traum. Und manchmal halt einfach nur ein Job, bei dessen Erfüllung Ihr nicht auf Wolke sieben schwebt. Und das ist völlig in Ordnung so und wir dürfen die vielen schönen Momente und großen Vorteile dennoch in vollen Zügen genießen. Deswegen braucht Ihr nicht an Eurer Berufswahl zu zweifeln, sofern generell die Lust und schönen Momente überwiegen. Und das tun sie. Oder?