Mit dem Job nicht ernst genommen werden – Teil 1

„Du bist Hundetrainerin? Toll! Wenn ich nicht arbeiten müsste, hätte ich da ja auch Lust drauf.“

„Dein Job muss ja wie Urlaub sein – schließlich hast Du Dein Hobby zum Beruf gemacht.“
„Und wann fängst Du mal an, richtig zu arbeiten?“
„Was willst Du später mal machen? … Wie… Du willst für immer Dogwalker sein?“
„Hundetrainer – das kann ja jeder, der ein Händchen für Hunde hat.“
„Und was machst Du hauptberuflich?“

Hundeunternehmer müssen teilweise eine Engelsgeduld beweisen. Nicht im Beratungsprozess mit Kunden (okay, das auch, je nach Kunde :-)), sondern wegen unqualifizierter Kommentare von Menschen, die mal ebenso nebenbei hören, was wir beruflich machen, und solche Juwelen wie die Sätze oben heraushauen. Oder sogar von Kunden, mit denen wir schon eine zeitlang arbeiten. Ja, es kann manchmal anstrengend sein mit den Menschen, die uns so im Alltag begegnen.

“Plan A ist, dass Menschen so funktionieren, wie wir uns das wünschen.”

Plan A ist, dass Menschen so funktionieren, wie wir uns das wünschen.
Das ist ein Glücksfall.
Plan B ist, dass ich (am besten gut) damit zurechtkomme, wenn Menschen nicht so funktionieren, wie ich es möchte.
Das ist die Regel. Das nennt man Alltag.
Wenn etwas nicht so läuft, wie ich mir das wünsche, hilft es mir immer ganz besonders, wenn ich das WARUM verstehe. Was ist der Grund dafür, dass es nicht so läuft wie gewollt? Was ist der Grund dafür, dass ich in bestimmten Situationen anders agiere oder reagiere, als ich es eigentlich gerne tun würde? Was ist der Grund dafür, dass manche Menschen uns solche Sätze um die Ohren hauen, wenn sie hören, was wir beruflich machen?

Warum sagen Menschen so etwas?

Hierzu ein paar Antwortversuche – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. (Wenn Dir noch welche einfallen, teile sie mir gerne mit.) Also: Warum sagen Menschen solche Sätze wie auf der ersten Seite, wenn sie hören, dass man Hundetrainer, Dogwalker, Tier-Physiotherapeut und Ähnliches ist? Und wenn ich hier Antworten finde, gehe ich zunächst einmal immer davon aus, dass ein Kunde oder irgendein Hundehalter Dich mit einem solchen Satz beglückt hat (und kein Familienmitglied oder nahestehender Mensch bspw., denn das ist tatsächlich eine ganz andere Liga).

1. Weil sie nicht nachdenken.

Was da aus Deinem Gegenüber herausplatzt, ist eine spontane Reaktion. Eine Aussage darüber, wie dieser Mensch das, was Du tust, wahrnimmt. Es ist definitiv unbedacht. Wenn dieser Mensch ein wenig über Deinen Job nachdenken würde, käme er – setzen wir einen gesunden Menschenverstand voraus – auf einige Aspekte, die seine Aussage ad absurdum führen würden. Sehr wahrscheinlich hat er sich aber bis zu diesem Moment noch nie Gedanken über Deinen Job gemacht. Und – ganz ehrlich – in vielen Fällen muss er das auch nicht. Zum Beispiel, wenn es Dein Kunde oder ein Hundehalter ist, der da spricht. Es ist nicht sein Job, über Deinen Job nachzudenken. Und ohne dieses Nachdenken wirkt Dein Job auf ihn halt… ja, wie eigentlich? Das wissen wir nicht so wirklich (wir können ja nicht in seinen Kopf schauen), interpretieren es jedoch in die Aussage hinein: Beispielsweise dass der Job so einfach und leicht ist, dass es keine „richtige“ Arbeit sei, die wir da machen.
Und woher kommt eine solche Wahrnehmung?

2. Weil Du professionell bist.

Der durchschnittliche, ziemlich oft ziemlich stark gestresste Arbeitnehmer, mit seinem vollen Leben mit den vielen Anforderungen und Dingen, die bedacht werden wollen, trifft auf Dich. Aufgeräumt und herzlich begrüßt Du Mensch und Hund, nimmst Dir Zeit für sie, freust Dich gemeinsam mit ihnen an ihrem Hund und gehst mit ihnen zusammen durch schwierige Situationen. Du hast offensichtlich Freude an dem, was Du tust. Ihr trefft Euch in einer Umgebung (Praxisräume, Hundeplatz), die Du so gestaltet hast, wie sie Dir gefällt und die zum Wohlfühlen einlädt. Der Kunde fühlt sich willkommen. Du schaffst den Rahmen dafür, dass er eine schöne Zeit mit und bei Dir hat. Denn auch das ist Dein Job, wenn Du Dienstleister bist: Der Kunde soll sich, während er „Deine Dienste in Anspruch nimmt“, wohlfühlen. Du schaffst es also, genau das zu erreichen: Der Kunde fühlt sich gut aufgehoben, hat eine gute Zeit mit seinem Hund und eine schöne Auszeit von seinem Alltag, bekommt Antworten auf seine Fragen, geht zufrieden nach Hause. Er hatte eine gute Zeit, weil Du professionell bist. Und einen verdammt guten Job machst. Weil Deine Arbeit beim Kunden eben nicht als Arbeit ankommt.
Genau genommen könntest Du also eine der Aussage von oben als Riesen-Kompliment nehmen: Dafür, dass Du Deinen Job genau richtig machst! Dass Du Deinen Kunden ermöglichst, bei Dir die Seele baumeln zu lassen und sich wohl zu fühlen, eine kleine Auszeit von ihren ganzen To Dos zu nehmen.

Drei weitere Gründe gibt es meiner Meinung nach, warum Menschen so etwas sagen. Und mit denen geht es im nächsten Artikel weiter.
Bis morgen und liebe Grüße! 🙂
Tina

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