Ich finde, wir sind ein nettes Völkchen, wir Hundeunternehmer. Wir machen einen Job, der uns am Herzen liegt. Wir wissen, dass wir damit nicht reich werden und machen es trotzdem – einfach weil es Spaß macht. Und wir es lieben, wenn Menschen mit und an ihren Hunden Freude haben, einen einfacheren Alltag erleben und sich besser verstehen. Die meisten von uns wollen etwas Gutes bewirken. Und wir wissen um die Komplexität eines Hundes und der Beziehung zwischen Mensch und Hund. Gerade von Hundetrainern höre ich immer wieder „Ich trau mich nicht anzufangen. Bin ich wirklich schon gut genug? Weiß ich genug?“
Ja, stimmt. Wie sollen ein paar Wochenenden Ausbildung darauf vorbereiten, bei diesen ganz persönlichen Fragestellungen zu helfen? Es sind schließlich keine Autos, an denen wir Schraube A bewegen und es passiert B. Was bei dem einen Hund gut klappt, muss noch lange nicht beim nächsten Hund etwas bewirken.
Vom Menschen ganz zu schweigen.
Ich finde es gut, sich selbst kritisch zu hinterfragen, denn der Job als Hundetrainer ist verantwortungsvoll. Es bringt aber nichts, sich selbst zu zermürben. Die Frage sollte nicht lauten „Bin ich gut genug?“ Wie will man diese Frage beantworten? Wenn ich mich mit anderen Hundetrainern, die jahrelange Erfahrung haben, vergleiche, werde ich nie mit „ja“ antworten können. Dann ist es quasi egal, wie lange ich lerne und mich ausbilde – verglichen mit jahrelanger Erfahrung „weiß ich nie genug“.
Die Frage sollte vielmehr lauten „Kann ich meinem Kunden etwas mitgeben, was ihm nützt?“
Lass diese Frage einmal wirken.
Kannst Du etwas erklären, vormachen, zeigen, was Deine Kunden weiter bringt? Denk daran: Ein durchschnittlicher Hundehalter weiß wenig darüber, wie ein Hund lernt oder wie er (der Halter) in bestimmten Situationen reagieren sollte. Er weiß oft nicht einmal, dass er da einen Jagdhund am anderen Ende der Leine hat. Mach Dir klar, wie viel Du mehr weißt als Deine Kunden. Nicht der Vergleich mit erfahrenen Trainern ist es, der Dich die Frage „Weiß ich genug?“ beantworte lassen sollte. Sondern der Vergleich mit dem Hundehalter, Deinem Kunden. Wenn Du weißt, wie Du ihm hilfst, mit seinem Hund leichter durch den Alltag zu kommen – dann kannst Du starten.
Keine Frage: Es ist gut, realistisch mit sich selbst zu sein und sich Netzwerkpartner zu suchen, an die man bspw. Kunden mit einem Aggressions- oder Jagdproblem verweisen kann. Mit der Erläuterung: „Mein Kollege ist zu dem Punkt Experte und ich komme dann gerne mit, um zu schauen, welche Fortschritte Sie machen und um selbst dazu zu lernen.“ Ich selbst mache das auch, weil ich genau weiß, dass ich für Fälle mit ernsthaften Aggressionen nicht genug Erfahrung habe. Kein Kunde bisher hat mich auf diesen Satz hin komisch angeschaut – ganz im Gegenteil: Sie fühlten sich gut beraten und verantwortungsvoll betreut.
Also:
- Mach Dir klar, was Du Kunden gut beibringen kannst und was nicht.
- Geh mit dem Angebot, mit dem Du Dich gut fühlst, nach draußen an den Markt.
- Mache Dir einen Plan, wie Du die Lücken, die Du derzeit noch nicht bedienen kannst, auffüllst
(Praktika, Austausch, Seminare). - Suche Dir Netzwerkpartner, die Dir sympathisch sind, und an die Du diese Kunden, die Du noch nicht bedienen kannst/möchtest, weiterleitest.
Und nimm von Anfang an den Preis, den ein „vollwertiger“ Hundetrainer nimmt. (siehe => dieser Artikel)
Denn Du bist ein vollwertiger Hundetrainer zu den Themen, in denen Du so viel mehr weißt als der normale Hundehalter. Ja, sei realistisch mit der Einschätzung, wo Du noch dazu lernen solltest. Aber unterschätze nicht, wie viel Du schon weißt und wie sehr Du Hundehaltern damit helfen kannst.
Und dann starte! Und lerne durch jeden Kunden dazu. Und hab Freude dabei! 🙂