„Vor jeder Gruppenstunde mache ich mir einen Riesen-Kopf, was ich meinen Kunden heute bieten kann, damit sie begeistert nach Hause gehen!“
„Ich packe immer viel zu viel in eine Einzelstunde und überlade die Kunden mit Informationen.“
Puh, das hört sich nach ganz schön viel Druck an. Und zwar für Dich wie auch für den Kunden. Da wird in einer Stunde versucht, Clickern und Leinenführigkeit zu erklären, und dann noch eine Orientierungsübung an der Schleppleine gezeigt. Im „besten Falle“ wird noch die Ernährung hinterfragt und Tipps zu gutem Hundefutter gegeben.
Womit gehen die Kunden denn dann eigentlich nach Hause? Fühlen sie sich gut beraten und begleitet? Können sie das umsetzen, was Du ihnen erzählt hast? Ganz grundlegend: Können sie es überhaupt im Gedächtnis behalten?
Viele Hundeunternehmer, die beratend tätig sind, wollen zu schnell zu viel erreichen. Gerade wenn der Kunde vermittelt, dass er durch „Geldmangel“ kaum Zeit in die Beratung investieren möchte. Und dennoch soll dann der Spagat geschafft werden zwischen guter Beratung und schnellen Ergebnissen. Das kann innerhalb kürzester Zeit dazu führen, dass Dir diese Stunden überhaupt keinen Spaß mehr machen. Das liegt aus meiner Sicht an zwei Gründen:
- Zum einen versuchst Du, Dich für den Kunden zu verbiegen und es ihm recht zu machen. Auch wenn Du eigentlich ein anderes Vorgehen sinnvoller fändest.
- Zum anderen merkst Du selbst, dass es schlichtweg nicht funktioniert, eine Beratung mit Informationsvermittlung zu überfrachten. Es bleibt nichts hängen und es wird dem Kunden nicht zu eigen – er kann es nicht wirklich mit Gefühl, sondern bestenfalls mechanisch umsetzen, ohne Wirkung und Ziel verstanden zu haben.
Ich erinnere mich noch gut, wie lange es in meiner Hundetrainer-Ausbildung gedauert hat, bis ich Leinenführigkeit nicht mehr als Methode empfunden habe, in der ich mechanisch umgesetzt habe, was jetzt „angebracht“ war. (Und selbst das zu kapieren, hat seine Zeit gedauert. :-)) Bis ich wirklich das Ziel und die Wirkung von dem, was ich da tat, verinnerlicht hatte, so dass ich es mit Gefühl und Offenheit für den Hund ausüben konnte.
Natürlich sollten Kunden in jeder Stunde mit einem Aha-Effekt, einer Erkenntnis und/oder einer kleinen Übung oder Hausaufgabe heimgehen, um an ihrem Entwicklungswunsch arbeiten zu können. Eine Erkenntnis oder eine Aufgabe ist aber umso wirkungsvoller, je besser sie verdaubar ist. Wenn ein Kunde nach Hause kommt und in ein, zwei klaren Sätzen zusammenfassen kann, was er heute gelernt hat – dann war es eine gute Stunde! Das kannst du Dir im Grunde als Leitsatz nehmen und am Ende der Stunde mit dem Kunden gemeinsam nochmal auf den Punkt bringen: „Was nehmen Sie heute mit aus unserer Stunde?“ „Was möchten Sie bis zu unserer nächsten Stunde ausprobieren?“
Passe in der Stunde flexibel an, wie viel Wissen und Fertigkeiten Du vermittelst. Wenn ein Kunde, der mit dem Thema Leinenführigkeit zu Dir kommt, in einer Stunde lernt, wann der Hund abgelenkt ist und zu welchem Zeitpunkt er die Richtung wechseln sollte, ist das toll. Den Leinenimpuls kann man in einer Stunde einführen, er sollte aber unbedingt in folgenden Stunden wiederholt werden, damit er korrekt, mit der richtigen Wirkung und dem passenden Timing ausgeführt wird.
Und genauso läuft es in Gruppenstunden ab. Du musst Dir vorher keinen Kopf machen, welches Bein Du Dir ausreißt, damit Kunden begeistert nach Hause gehen. Natürlich brauchst Du ein Ziel, was du in der Stunde erreichen möchtest. Es ist aber genauso wichtig, das Ziel klein genug zu wählen, damit die Kunden begeistert nach Hause gehen. Denn begeistert bin ich, wenn ich eine Sache richtig gut verstanden habe. Wenn ich es anderen in meinen Worten erzählen kann. Wenn das Gelernte sacken und sich entwickeln kann.
Und das passiert nur, wenn nicht zu viel Inhalt vermittelt wird.
Kleine Schritte führen zum Ziel: Zu einem Kunden, der durch wirkliche Erkenntnisse in der Lage ist, das Gelernte auf seinen Hund und seinen Alltag anzupassen anstatt stoisch eine Methode herunter zu rattern, die er auswendig gelernt hat.
Entspann Dich. Du kannst und weißt so viel. Das einzig Schwierige dabei ist, den Kunden nicht zu viel auf einmal zu erzählen. Und das schaffst Du, wenn Du ganz nah (nicht körperlich, sondern mental) an ihm dran bleibst und aufmerksam dafür bist, wie viel der Kunde aufnehmen und verarbeiten kann. Gib ihm immer eine kleine Übung oder Aufgabe mit, fasse das Gelernte am Schluss zusammen. Das ist auch gleichzeitig für Dich ein kleiner Test: Wenn Du den Inhalt der Stunde nicht auf den Punkt bringen kannst, war es zu viel des Guten. Denn wenn Du es nicht kannst, kann es Dein Kunde schon mal gar nicht. 🙂