Wenn Du erfolgreich sein willst, musst Du früh aufstehen
Das habe ich kürzlich in einem Blog gelesen. Da ließ sich der Blogschreiber doch tatsächlich darüber aus, dass eine Selbständige sagte „Ich habe diesen Job gewählt, weil ich bis 12.00 Uhr schlafen kann.“ Und meinte dann „Nun ja, diese Dame würde ich sicher nicht zu denen zählen, die erfolgreich sind.“
Wahnsinn, was treibt mich so etwas auf die Palme. Diese Einstellung ist es, die so viele Menschen von dem forttreibt, was sie eigentlich ausmacht und was sie glücklich macht. Erfolg wird bei der große Masse gleichgesetzt mit Geld und einem Titel auf der Visitenkarte, mit einer bestimmten Hierarchiestufe, einem großen Auto, der Anzahl an Mitarbeitern, langem Arbeiten. Selbst „kurz-vor-dem-Burnout-Stehen“ wird mit anerkennendem Blick honoriert.
Herrjeh, was läuft da denn verkehrt?
Wie kann es sein, dass eine zufrieden lächelnde Selbständige, die jeden Tag ausschlafen kann, herabgewertet wird und demjenigen, der kaum noch schlafen kann, weil er zu viel Stress hat, Anerkennung gezollt wird?
Ist die Selbständige nicht viel bewundernswerter, die so lebt, wie sie es möchte? Die nachts ruhig schlafen kann (so gut, dass sie die Nacht bis 12.00 Uhr dauert) und ihre Selbständigkeit so organisiert hat, dass sie davon leben kann und dennoch genug Freizeit hat.
Das erleben viele Hundeunternehmer schon, wenn sie noch in ihrem alten Leben stecken und die ersten Gedanken laut werden lassen, sich in der Hundebranche selbständig zu machen. „Da verdienst Du doch nichts, wer zahlt denn für so etwas, gib doch nicht Deinen sicheren Job auf.“ Die Botschaft der Anderen: „Du wirst nicht erfolgreich sein“ im Sinne von „Du wirst nicht reich werden.“ DAS wiederum ist ja auch ganz richtig – bis auf eine Handvoll Ausnahmen wird niemand „reich“ in der Hundebranche. Nur… für uns ist Erfolg nicht reich sein. Sondern das zu tun, was uns wichtig ist. Was uns Spaß macht und gut tut. Unabhängig und frei zu sein. Mit Tieren umzugehen, draußen zu sein, unser Leben gestalten zu können.
Als ich über den Namen meines Unternehmens nachdachte, war auch „Erfolgsberatung für Hundeunternehmer“ im Gespräch. Alle fanden es gut (damals bestand mein Freundeskreis fast nur aus Menschen, die dem „normalen“ Erfolgsbegriff zugetan sind), nur für mich fühlte es sich nicht richtig an. Acht Jahre bei Bayer hatten den Begriff „Erfolg“ gehörig verbrannt. Und mich auch.
Nun bin ich für diese Menschen lange nicht so erfolgreich wie damals bei Bayer mit hohem Gehalt, vielen Geschäftsreisen und einer eigenen Abteilung. Und ich bin so glücklich und so nah bei mir wie noch nie zuvor in meine Leben. Ist das Erfolg?
Überrascht, weil gar nicht mal so wertend, hat mich die Definition auf Wikipedia: „Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele.“ Immerhin. Wenn ich mir meiner Ziele bewusst bin, ist dieser Begriff von Erfolg hilfreich. Nun ist es nur noch wichtig, seine eigenen Ziele zu kennen. Betonung auf „die eigenen“ und nicht die, die die Familie für erstrebenswert hält, der Nachbar, die Freunde aus Schulzeiten.
Was istn wenn die Selbständige zu Artikelbeginn einfach glücklich ist, so leben zu können wie sie es tut? Eine Job zu haben, der ihr Spaß, von dem sie leben und bei dem sie morgens ausschlafen kann. Wenn das IHR Ziel ist? Das hat verdammt nochmal niemanden zu beurteilen. Nur weil es nicht mit dem Erfolgsbegriff des Blog-Schreibers übereinstimmt, ist dies in keiner Weise ein schlechterer Erfolg als der des Unternehmens im Anzug, mit eigenem Haus und Auto und der Karibik-Reise. Es ist schlichtweg anders – sie hat es so gewählt, weil es sie glücklich macht.
Wie wäre es hiermit: „Erfolg ist: Sein, wer ich bin.“
Oder: „Es gibt nur einen Erfolg: auf Deine eigene Weise leben zu können.“
Zitat von Christopher Darlington Morley(amerik. Schriftsteller)
Finde ich wunderbar.
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Liebe Tina,
mit Deinem Artikel sprichst Du mir aus der Seele. Irgendetwas läuft da in unserer Gesellschaft gehörig schief. Und das Schlimme daran ist, dass dadurch sehr viel Druck auf der Seite des Selbständigen entsteht, dem er oder sie standhalten muss. Druck von Außen und Druck, den man sich selber macht. Das kostet viel zusätzliche Energie.
Und leider gilt das auch für viele Nicht-Selbständige. Scheinbar werden Leistungen nur daran gemessen, ob man im Dauerstreß ist und möglichst wenig Freizeit für sich beansprucht. Da stimmt doch auch etwas nicht mit unserem Selbstwertgefühl.
Tatsächlich wäre es viel schöner und oftmals auch leichter, wenn sich jeder Mensch nach seinem Belieben und seinen individuellen Bedürfnissen und Begabungen frei entfalten könnte.
Idealistisch gesponnen, könnte unsere Welt so zu einer besseren Welt werden.
Getreu nach Goethe: ‘Leben und Leben lassen.’
Viele Grüße,
Friederike