…schwierig, schwierig. Man lernt – in der Regel – von Koryphäen. Denen man nur eine sehr begrenzte Zeit lang über die Schulter schauen kann. Und man ist sich sehr bewusst, dass man nur einen kleinen Ausschnitt von dem gesehen hat, was die können und vor allem davon, was man alles wissen könnte. Dann tummelt man sich neugierig in Facebook und in Hunde-Foren, in denen Trainingsmethoden erörtert, angepriesen und verteufelt werden. Und das meist sogar gleichzeitig. Je mehr man liest, desto unsicherer wird man.
Wie denn jetzt?
Und wann? (=bei welcher Fragestellung, welchem Ziel oder welchem Problemverhalten)
Und – bei wem? (=welchem Typ Hund und welchem Typ Kunden)
Oh Gott, man kann sich auch wahnsinnig machen. Was ist das Ergebnis davon, in solchen Gruppen und Foren herumzuschnuppern? Es ist so ein bißchen so, als würde man Freunde und Bekannte zu seinem Logo-Vorschlag befragen.
Dem Einen ist das Logo zu grün, dem Anderen nicht grün genug,
dem Nächsten zu groß, einem Anderen zu nichtssagend,
dann ist es zu verschnörkelt oder zu schlicht,
es hat keine Aussage oder weckt falsche Assoziationen –
die Liste ließe sich endlos fortführen. Wer viel fragt, bekommt viele Antworten. Besonders, wenn es um Themen geht, bei denen alle meinen mitreden zu können. Und beim Thema Hundetraining ist das nun mal jeder, der einen Hund hat. So wie jeder zum Thema Kommunikation mitreden kann, weil wir alle Sätze bilden können.
Kurzum: Danach ist man weniger schlau als vorher. Irgendwie ist da ja was dran, dass das Logo sehr grün ist. Und ein wenig klein. Und stimmt, man könnte auch denken, dass xyz damit gemeint ist… Das Ergebnis davon, sich zu viele Meinungen anzuhören, ist definitiv Unsicherheit. Was zuvor noch relativ klar war und sich gut anfühlte, ist auf einmal ein irrsinnig komplexes Thema mit (zu) vielen Varianten und Optionen.
Es ist nur normal, dass diese Unsicherheit dann auftaucht. Zumindest wenn man sich in einem Thema bewegt, in dem man kein Experte ist – und wir selbstkritischen Menschen neigen dazu, uns beim Thema Hund und Hundetraining (durchaus realistisch) als Nicht-Experten einzuschätzen. Wir wissen einfach, dass wir Vieles nicht wissen und es noch unheimlich viel zu lernen gibt. Und es gibt unzählige Trainingssituationen, die wir noch nicht erlebt haben. Und ja, es gibt sehr viele Hundetrainer, die mehr Erfahrung haben als wir.
Wie gesagt, man kann sich auch wahnsinnig machen…
Erstens: Sich dauernd mit anderen zu vergleichen, macht krank. Von anderen zu lernen, sich Inspiration und Tipps zu holen, sich über Erfahrungen auszutauschen, ist äußerst wertvoll. Sich jedoch dauernd zu fragen, wie gut die anderen sind und vielleicht sogar noch durch Diskussionen im Internet vor ihnen bestehen zu wollen – es gibt kaum einen anderen Weg, schneller graue Haare zu bekommen.
Zweitens: Für den eigenen Ansatz Bestätigung im Internet (in Foren oder in Facebook) zu suchen, funktioniert nicht. Solche Plattformen haben sich schon lange als völlig ungeeignet erwiesen, ernsthafte oder konstruktive Diskussionen zu führen. Sucht Euch Menschen im realen Leben, die Ihr als Vorbilder seht – Ausbilder im Hundetraining oder Trainer in anderen Städten, die keine Konkurrenz sind. Besucht Seminare, Kurse oder Workshops bei ihnen oder fragt bei einer bestimmten Problemstellung um Rat. Wirklich gute Trainer, die auch menschlich überzeugen, werden gerne eine bestimmte Fragestellung mit Euch erörtern, sofern sie sich nicht ausgenutzt fühlen. Insbesondere auf Fortbildungen lernt man oft tolle Kollegen kennen, mit denen man sich auch langfristig fachlich austauschen kann. Und Hospitationen kannst Du planen – es gibt einige Orte, an denen Hundetrainer zu sehr geringen Kosten hospitieren und lernen dürfen.
Drittens: Vertraue Deinem Bauchgefühl. Den eigenen Stil zu entwickeln, heißt sicherlich auch, von Mustern und Vorgehensweisen, die man in der Ausbildung gelernt hat, auch mal abzuweichen. Die Erfahrung wird zeigen, was Dir im Umgang mit Hund und Halter gut liegt, was Du gut vermitteln kannst und was im Alltag funktioniert. Deshalb ist es so wichtig, sich immer wieder bei verschiedenen Trainern fortzubilden. Und gute Ausbildungen empfehlen auch genau dies: Sich anzuschauen, was es in der Welt des Hundetrainings alles gibt und das herauszunehmen, was gut zu Dir und einem respektvollen Umgang mit Deinen zwei- und vierbeinigen Kunden passt. Wo Dein Bauch sagt „Ja. Das fühlt sich gut an, für den Hund, den Halter und für mich.“ Völlig egal, was Facebook, Hundeforen oder einzelne Koryphäen dazu sagen.